Die Responsivität des Deutschen Bundestags zwischen 1980 und 2013

Eine zentrale Einsicht der aktuellen politikwissenschaftlichen Responsivitätsforschung ist, dass nicht alle sozialen Gruppen gleichen Einfluss auf die Politik ausüben, sondern dass vor allem die Meinungen ressourcenstarker Gruppen berücksichtigt werden. Doch die Debatte, ob die Politik responsiv gegenüber den Anliegen aller oder nur gegenüber privilegierten Teilgruppen ist, leidet daran, dass sie sich empirisch fast ausschließlich auf die USA bezieht, womit ungeklärt bleibt, ob ähnliche Responsivitätsmuster auch in parlamentarischen Mehrparteiendemokratien auftreten.In diesem Forschungsprojekt wird deshalb die Politikresponsivität des Deutschen Bundestags untersucht. Ziel des Projekts ist es, empirisch zu ermitteln, wie sich die Responsivität gegenüber der öffentlichen Meinung seit 1980 verändert hat und ob sich der Bundestag selektiv responsiv gegenüber den Einstellungen unterschiedlicher sozialer Gruppen verhält. Diese Fragen werden beantwortet, indem eine Datenbank zur öffentlichen Meinung in mehreren hundert Sachfragen erstellt wird, die zwischen 1980 und 2010 in repräsentativen Umfragen erhoben wurden, und anschließend geprüft wird, ob eine Politikänderung durch den  Bundestag stattgefunden hat.

Erste Ergebnisse finden sich in einem MPIfG Discussion Paper von Lea Elsässer und mir sowie in einem Forschungsbericht, den wir im Auftrag des BMAS gemeinsam mit Svenja Hense für den 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung erstellt haben.